Ein Beitrag von WOLFGANG WEITZDÖRFER
Dörfer präsentieren sich im Wettbewerb
Am Kreiswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ nehmen in diesem Jahr 19 Dörfer teil.
Hermann Koppelberg (l.) aus dem Vorstand des Bürgervereins Egen zeigt bei der Jury-Bewertung des Wipperfürther Kirchdorfs die Infotafel an der Alten Schule. FOTO: WOW
VON WOLFGANG WEITZDÖRFER
WIPPERFÜRTH |Der Oberbergische Kreis ist eine ländlich geprägte Gegend, das wird deutlich, wenn man sich bewusst macht, dass es insgesamt 1441 Dörfer und Weiler im Kreisgebiet gibt. Um die Dörfer und natürlich auch die Einwohnerinnen und Einwohner zu motivieren und zu unterstützen, sich zu entwickeln, schreibt der Oberbergische Kreis schon seit mehreren Jahren den Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ aus. In diesem Jahr nehmen 19 Ortschaften teil.
In der Bewertung, die von einer zehnköpfigen Kommission vorgenommen wird, geht es darum, dass die Dörfer ihre jeweiligen Projekte und Aktionen präsentieren, die zur Verbesserung der Lebensqualität der Menschen vor Ort ins Leben gerufen worden sind.
Für den oberbergischen Landrat Jochen Hagt ist der Wettbewerb ein Zeichen dafür, dass das ehrenamtliche Engagement der Menschen in den Dörfern lebendig ist – aber auch weiter unterstützt werden muss.
Egen ist ein Kirchdorf, das zur Stadt Wipperfürth gehört. Das Dorf mit seinen rund 370 Einwohnerinnen und Einwohnern nimmt am Kreiswettbewerb teil. Die Bewertungskommission hat sich an diesem sonnigen Vormittag das Dorf angesehen. Herumgeführt wird die Gruppe um den Kommissionsvorsitzenden Kreisdirektor Klaus Grootens von Mitgliedern der Bürgervereins Egen, darunter auch Hermann Koppelberg und Hans-Josef Grüterich.
Beim kleinen Rundgang, der bei der Alten Schule beginnt, die sich mittlerweile in Privatbesitz befindet, erzählt Grüterich über die Geschichte des Kirchdorfs, aber auch über aktuelle Projekte – etwa über Schautafeln, die historische Hintergründe zu den alten Gebäuden geben sollen. „Wir wollten eigentlich für alle Gebäude in Egen solche Tafeln erstellen, aber das wäre zu teuer geworden“, sagt Grüterich.
Als Alternative habe man sich für kleinere Tafeln entschieden, die zudem mit einem QR-Code versehen worden seien, über den es nicht nur Informationen über das jeweilige Gebäude abzurufen gebe, sondern auch Termine und Veranstaltungen. „Das ist etwa für unser Veranstaltungshaus Egen 4 sehr günstig, aber auch für die sehr beliebte Radwegekirche“, sagt Grüterich. Die Kirche ist ebenfalls eine Station, genau wie das Feuerwehrhaus oder das Sportlerheim. „Das ist der eigentliche Versammlungsort für alle Vereine und Dorfbewohner“, sagt Grüterich. Koppelberg ergänzt schmunzelnd: „Wir haben an der Radwegekirche extra zwei Ladestationen für E-Bikes aufgebaut, damit die Radfahrer ihre Akkus aufladen können – ihre eigenen Akkus können sie derweil im Gasthaus aufladen.“
Neben Egen nehmen auch das Kirchdorf Kreuzberg sowie die Dörfer Bellingroth (Engelskirchen), Bünghausen, Erbland, Schneppsiefen und Schönenberg (Gummersbach), Hohkeppel, Linde, Scheel, Schönenborn und Spich (Lindlar), Müllenbach (Marienheide), Benroth und Elsenroth (Nümbrecht), Mittelagger und Wildbergerhütte-Bergerhof (Reichshof) sowie Hübender und Oberwiehl (Wiehl) teil.
Dieser Überblick macht deutlich, dass es vor allem Dörfer im Südkreis sind, die sich am Wettbewerb beteiligen. Aus den beiden nördlichen Städten Radevormwald und Hückeswagen haben schon seit mehreren Jahren keine Dörfer mehr teilgenommen. Einen echten Grund dafür können die Mitglieder der Bewertungskommission allerdings auch nicht angeben.
Sabine Bremen, Fachberaterin für den Bereich Ökologie und Klimaschutz im Oberbergischen Kreis, stellt schon seit mehreren Jahren fest, dass die Teilnahme-Schwerpunkte vornehmlich im Süden des Oberbergischen Kreises und in der Kreismitte liegen. „Wir beraten die Dörfer aber überall gleich, und auch die Werbung für den Wettbewerb wird im ganzen Kreisgebiet ausgelegt“, sagt Sabine Bremen. Planungsdezernent Frank Herhaus ergänzt: „Zwar gibt es natürlich überall im Kreisgebiet Dörfer und Weile, aber die Strukturen – man denke etwa an die vielen Dorfvereine – sind im Südkreis doch andere als etwa in Radevormwald oder Hückeswagen. Wipperfürth mit seinen vielen und relativ eigenständigen Kirchdörfern ist im Nordkreis eher die Ausnahme.“
Allerdings wolle man im Oberbergischen Kreis versuchen, künftig alle Dörfer zu erreichen. „Es gibt das LEADER-geförderte Projekt Dorfservice Oberberg. Das ist eine Anlauf- und Beratungsstelle für die Dorfgemeinschaften“, sagt Herhaus. Dorthin können sich die Dörfer und Gemeinden wenden, wenn sie Unterstützung brauchen, finanzieller und logistischer Art, für Projekte, die sie gerne umsetzen möchten. Dabei gibt es die Möglichkeit der digitalen Fortbildung für Dorfgemeinschaften ebenso wie persönliche und anderweitige Beratungsmöglichkeiten.
Es winken bis zu 1000 Euro Preisgelder
Wettbewerb Am Kreiswettbewerb 2022 haben 19 Dörfer im Oberbergischen Kreis teilgenommen. Insgesamt werden 9200 Euro an Preisgeldern verteilt, die von der Kreissparkasse Köln und der Sparkasse Gummersbach gestiftet werden. Das Gewinnerdorf bekommt 1000 Euro und darf am Landeswettbewerb teilnehmen.
Jury Die Jury umfasst zehn Mitglieder, darunter Vertreter der demokratischen Parteien im Kreistag, des Oberbergischen Kreises und der Naturarena Bergisches Land.
Entscheidung Das Urteil der Jury wird am 8. Juni bekannt gegeben.